25.09.2010 - 25.09.2011:

1 Jahr mit Mila
- eine "Liebeserklärung"
Lächelnd


Was ist schon ein Jahr … ein Augenzwinkern, mehr nicht. Und doch: In diesem einen Jahr hat sich für meine Mila und auch für mich die Welt etwas langsamer gedreht. Denn wir zwei sind zusammengewachsen und haben jede Minute ganz intensiv empfunden.
Auch jene wenigen Minuten, in denen es mal nötig war, mit dem Lausebengelchen zu schimpfen.

Noch wie heute seh ich die Mila, damals wurde sie noch Anaise genannt, wie sie aus dem Zwinger in der Tierpension Puttini bei Mailand hüpft und sich gleich in den Freilauf davonmacht. Wow … eine Segugio-Hündin, die richtig ausgelassen rumtollt, hüpft und springt, Gas gibt und einfach ausgelassen ist. Immerhin war ich von Diana gewohnt, dass der durchschnittliche Segugio nur dann Action macht, wenn es sich lohnt, beispielsweise beim Verfolgen frischer Hasenspuren. Und Mila ist ja nun ein hochbeiniges Mädelchen, dass sich im Gegensatz zur Kompakt-Diana sehr aktiv zeigte.

Kaum zuhause angekommen, musste sich Mila erstmal einleben. Was natürlich bei einer kleinen verhuscherten empfindlichen sensiblen Maus dauert. Und prompt wurde sie ja auch krank. Zwingerhusten, stellte unser Tierarzt fest. Auch das noch, hatte sie ja mit der Behandlung gegen die doofen Herzwürmer schon zu kämpfen. Aber immerhin „nur“ Husten, kein Herzhusten, was auf eine Verschlimmerung der Filarien-Erkrankung hätte schließen lassen. Aber schlimm genug, denn sie war ja eher schwach und dünn, keine Kondition. Immer das Husten, Medikamente, Hustensaft, und daneben die Sorgen wegen der Herzwürmer. Und an lange ausgedehnte Segugio-Spaziergänge war schon gar nicht zu denken. Stattdessen gab es ein schickes Mäntelchen und viel Zuwendung, Wärme, Körperkontakt.

In dieser Zeit hat es begonnen, ganz eng zu werden, das Verhältnis von meiner Mila und mir. Wenn man ständig auf etwas besonders achtgeben muss … nun ja, bald schon kamen der erste Schnee, die Nässe, Kälte und der eklige Winter. Mila und der Schnee. Sie musste ja immer in die höchsten Schneewehen reinspringen, sich durchkämpfen. Was sie aber nicht sollte wegen der Cardotek-Tabletten und vor allem wegen des Hustens, der sich lange Zeit hinzog.

Erst gegen Ende des Winters wurde es merklich besser mit ihrer Gesundheit. Aber von wegen Aufmerksamkeit oder gar Folgsamkeit … da waren wir noch weit davon entfernt. Und ich glaubte nicht, dass ich jemals die Leine loslassen könnte. Und als ich es doch tat – flugs waren Zampa und Mila im hohen Schnee verschwunden. Und ich wie ein Dödel hinterher. Kalt war‘s, geschneit hat‘s, ihren Namen hab ich gerufen – und die Mademoiselle? Der war es wurscht, dass ich fast nen Kollaps bekam. Am Ende haben sich die 15 Meter Schleppleine dann doch ausgezahlt und in einem wagemutigen Hechtsprung *g*  hab ich die Maus wieder erwischt.

Das geht so nicht weiter – und darum muss Mädi in die Schule. Und seither? Wir haben eine Bindungsstufe erreicht, die ich als sehr gut bezeichnen möchte. In der Schule haben wir beide gelernt, miteinander zu kommunizieren. Ich verstehe sie jetzt viel besser, und ich glaube, sie mich auch. Sie scheint mir zu vertrauen, denn wenn ich wo hin gehe, folgt sie mir – auch wenn sie zeigt, dass es nicht geheuer ist. Aber wo ich bin, ist sie sicher. Das hat sie gelernt. Und sie mag ja eh‘ überall draufspringen, drüberklettern, zeigen, wie toll sie ist. Wenn sie was toll gemacht hat in der Hundeschule, strahlt sie ganz stolz und setzt sich besonders aufrecht und vorbildlich hin. Dann knie ich mich neben sie, knuddel sie kurz und lobe sie – und sie zeigt den anderen Hunden die Stinkepfote. Pah … MEIN CHEFFE hat mich lieb, weil ich DIE BESTE bin…

Was wir in der Schule lernen, üben wir beim Spazierengehen. Sitz, bleib, komm, weiter, zurück, Bei mir (links), Fuß (rechts), warte, steh… das geht von mal zu mal besser. Und wenn sie dann mit ihrem klaren, hellen Jagdlaut (Spötter meinen, sie kreischt) hinter der Hasenspur tobt und fast ausflippt, dann rufe ich ein Mila … und sie dreht um und kommt zu mir. Oder ich pfeife laut, dass sie aufmerksam wird und – sie kommt auf ein Zeichen zu mir gelaufen. Und wenn sie noch so sehr an der Leine zerrt und dabei den halben Wald rücksichtslos umrasiert – ein Zurück, und Mila steht neben mir. Sie ist eben die Beste …

Überhaupt sind die Spaziergänge mir ihr einfach toll. Sie liebt ihr Leben und genießt jede Sekunde. Nie mehr muss sie angebunden sein, nie mehr wird sie an der Kette liegen und im eigenen Dreck vor sich hin vegetieren. Niemals mehr – dafür kann sie durch den Wald toben, Spuren erschnüffeln, rumschnorcheln und mit einem irren Segugio-Tempo über das Gras rennen. Oder im Herbst über die abgeernteten Felder toben. Und dabei lass ich immer öfter die Schleppleine los … und sie nutzt es nicht aus, sondern ist lieber bei mir als hinter dem Hasen her.

Natürlich sind wir noch nicht auf dem letzten Stand angekommen. Das wird schon noch dauern. Aber den Weg gehen wir schon, meine Mila und ich. Und wenn dann abends die Sonne langsam untergeht und sie im Schein des letzten goldenen Lichts durch das Gras schnüffelt, dann geht einem einfach das Herz auf. Diese Momente kann nichts ersetzen – kein Faulenzen auf der Couch, keine Reise ans Ende der Welt, kein Motorrad, kein Computer. Denn dann sind wir ganz nah, meine Mila und ich.

Maximilian Busl 

 

Italienische Hunde 0